Das Basel Climate Science and Ancient History Lab ist eine bahnbrechende interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Althistorikern und Klimawissenschaftlern, und überbrückt die traditionelle Kluft zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. Die Klimawissenschaft hat begonnen, das Spektrum der historischen Befunde in einem noch vor wenigen Jahren unvorstellbaren Ausmass zu erweitern. Die Zeit ist reif, diese neuen Erkenntnisse für die Aufklärung der griechisch-römischen Welt zu nutzen, deren Erforschung sich bisher weitgehend auf schriftliche und archäologische Aufzeichnungen stützte. Die kombinierte Analyse verschiedener Materialien verspricht eine völlig neue Perspektive auf das antike Mittelmeer:
- paläoklimatische Archive
- literarische Quellen
- biologische Evidenz
- archäologische Überreste
- Münzen
- Papyri
Im Vergleich zu den meisten Teilen der Welt bietet der Mittelmeerraum eine Fülle natürlicher Proxies, darunter Seesedimente, Speläotheme und viele andere, die Teile des vergangenen Wasserkreislaufs sowie historische und archäologische Zeugnisse offenlegen. Insbesondere Ägypten bietet ein einzigartiges historisches Labor, in dem die soziale Empfindlichkeit und die Reaktionen auf abrupte hydroklimatische Veränderungen auf der Grundlage historischer Beweise, einschliesslich Daten über Nilüberschwemmungen, untersucht werden können. Die Klimabedingungen können durch den Einfluss externer Faktoren, wie Veränderungen der Sonnen- und Vulkantätigkeit, oder durch rein interne Schwankungen der ozeanischen und atmosphärischen Zirkulation verursacht werden. Durch die Verwendung neuartiger Paläoklima-Modellsimulationen in Verbindung mit hydroklimatischen Rekonstruktionen können Klimavariabilität und Klimawandel mit wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen in Verbindung gebracht werden.
Die Wechselbeziehungen zwischen Klimawandel, Umweltstress und sozio-politischen Systemen ziehen zunehmend das Interesse der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Öffentlichkeit auf sich, zumal die gegenwärtige Besorgnis über die globale Erwärmung wächst. Klimaschwankungen sind selten die einzige Ursache für einen größeren gesellschaftlichen Kollaps, aber sie können politische Strukturen, wirtschaftliche Beziehungen und kulturelle Gewohnheiten in unterschiedlichem Ausmass beeinflussen. Historische wie wissenschaftliche Analyse- und Quantifizierungstechniken und statistische Anwendungen können genutzt werden, um Ursachen und Auswirkungen zu verstehen und sozio-ökonomische Entwicklungen mit Klima- und Umweltveränderungen zu verknüpfen.
Team
Prof. Dr. Sabine Huebner (Alte Geschichte, Basel)
Prof. Dr. Markus Stoffel (Dendrogeomorphologie, Paläoklimatologie, Genf)
Prof. Dr. Dominik Fleitmann (Paläoklimatologie, Basel)
Prof. Dr. Jürg Luterbacher (Paläoklimatologie, Giessen)
Dr. Elena Xoplaki (Paläoklimatologie, Giessen)
Dr. François Blondel (Dendrogeomorphologie, Paläoklimatologie, Genf)
Dr. Irene Soto Marín (Numismatik, Alte Geschichte, Ann Arbor, Michigan)
Dr. des. Matthias Stern (Papyrologie, Alte Geschichte, Basel)
Dr. Brandon McDonald (Archäologie, Klimageschichte, Oxford/Basel)
Victoria G. D. Landau, BA (Alte Geschichte, Digital Humanities, Basel)
Sarah Siegenthaler, BA (Klassische Archäologie, Alte Geschichte, Basel)
Related Projects
- C-CIA — Climate Change Impacts and Risks in the Anthropocene (Université de Genève)
- CCHRI — Climate Change and History Research Initiative (Princeton University)
- CRIAS — Climate Reconstruction and Impacts from the Archives of Societies (PAGES)
- Klimatologie, Klimadynamik und Klimawandel (Universität Giessen)
- SoHP — Initiative for the Science of the Human Past at Harvard
- Yale Nile Initiative