Die Wechselwirkung zwischen Klimawandel, Umweltstress und gesellschaftlichen Veränderungen erregt zunehmend das Interesse der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der breiten Öffentlichkeit, angesichts der wachsenden gegenwärtigen Sorge über die globale Erwärmung. Dieses vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierte Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine R. Huebner wird bahnbrechende und innovative multidisziplinäre Ansätze auf sowohl die komplexen Zusammenhänge zwischen Klimavariabilität und Umweltveränderungen, als auch auf die Fähigkeit von menschlichen Gesellschaften, sich an diese Herausforderungen anzupassen, anwenden.
Das dritte Jahrhundert n. Chr. war eine Zeit umfassender Transformationen und existentieller Bedrohungen für das Römische Reich, die antike Supermacht, die ein geographisch ausgedehntes und ethnisch vielfältiges Gebiet regierte, das damals fast einen Viertel der Weltbevölkerung umfasste. Während des dritten Jahrhunderts erlebte das Römische Reich militärische Anarchie, Bürgerkriege, eine ausufernde Inflation, schwere Hungersnöte, dramatische Veränderungen in der Religion, brutale Verfolgungen von Minderheitengruppen sowie Überfälle und Invasionen von jenseits der Grenze. Was waren die Gründe, Ursachen und Zusammenhänge, die diesem Zusammentreffen von Widrigkeiten zugrunde lagen? Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass Klimaschwankungen diese kaskadenartigen Katastrophen auslösten, doch wurde diese Theorie bisher noch nicht durch eine umfassende interdisziplinäre Analyse aller verfügbaren Quellen überprüft.
Aufgrund ihrer einmaligen Quellenvielfalt kann die römische Provinz Ägypten als Labor dienen, solche Hypothesen zu testen und die soziale Fragilität, Widerstandsfähigkeit und Anpassungsstrategien angesichts von Umwelt- und Klimaveränderungen zu untersuchen. Dieses bahnbrechende und innovative Projekt ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Klimawissenschaftlern, Archäologen und Althistorikern, die die traditionelle Kluft zwischen den Geistes- und Naturwissenschaften überbrückt. Das Projekt zielt darauf ab, die Auswirkungen von Umweltstressoren und Klimawandel auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu evaluieren und zu interpretieren, wobei das römische Ägypten im dritten Jahrhunderts als Fallstudie für einen multidisziplinären Ansatz zu einer heftig umstrittenen Übergangsperiode der westlichen Zivilisation dient. Dieser ganzheitliche Ansatz zu Klimawandel und Gesellschaftswandel wird eine Pionierarbeit für die römische Welt und verspricht einen bedeutenden Durchbruch in einem zunehmend intensiveren Wissenschaftsdiskurs, den dieses Projekt zu prägen und führen wünscht.